Flechten stellt große motorische Herausforderungen an Kinder (und Erwachsene). Gleichzeitig sind die hier einübbaren Fähigkeiten von großem Nutzen bei allerhand alltagspraktischer Tätigkeiten wie Schnürsenkelbinden und Knoten im Allgemeinen.
Um die Frustrationstoleranz nicht zu sehr auf die Probe zu stellen und frühe Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, steuern wir die Schwierigkeit über das verwendete Material. Unterschiedliche Farben für die drei Stränge erleichtern die Selbstkontrolle und machen das Ergebnis natürlich auch hübscher.
Warum nicht direkt mit Wolle und Stickgarn anfangen?
Wolle und Stickgarn ist zwar das angestrebte Ziel, weil leicht verfügbar und man tolle Armbänder daraus machen kann, stellt aber durch seine Eigenschaften direkt auch die größte Herausforderung dar:
- dünn und schwierig zu greifen
- leicht flexibel, bleibt nicht wo es hingeführt wurde
- viele Flechtvorgänge sind nötig, um eine brauchbare Länge zu erhalten
Einmal gemeistert steht dir mit deiner Gruppe der Weg zu kompliziertem Flecht- und Knüpfwerk offen und ihr könnt gemütlich beisammensitzend die schönsten Armbänder knüpfen.
Befestigung
Damit kein Frust aufkommt, ist es wichtig, dass das Flechtmaterial gut befestigt ist. Eine gute Möglichkeit für Anfänger ist ein Klemmbrett. Dort kann der anfängliche Knoten einfach festgeklemmt werden und das Brett liefert direkt eine gute Unterlage. Das funktioniert auch mit Draht und Bast. Damit das Brett nicht rumrutscht, kann man es mit der Unterkante in die Beuge zwischen Beine und Bauch setzen und dann schräg auf der Tischkante auflegen.
Alternativ kann später die Wolle auch mit einer Sicherheitsnadel an der Hose befestigt werden. Die am Bein herunterrutschenden Fäden stellen aber für den Anfänger ein unnötiges Hindernis dar. Vorteil ist aber, dass nichts verrutschen kann.
Was mäßig funktioniert ist das Festkleben mit Klebeband auf dem Tisch. Anfänger ziehen oft unnötig fest an den Schnüren und das Klebeband löst sich.
Draußen sitzend finden sich mit Treppen, Bänken, Zäunen und Co. häufig gute Gelegenheiten, die Fäden festzuknoten.
Chenilledraht / Pfeifenputzer
Pfeifenputzer sind fast schon das Gegenteil der Wolle. Sie bleiben, einmal gebogen, in der gewünschten Form, lassen sich leicht greifen und einmal alle drei Stränge übergelegt hat man schon über einen cm Strecke geschafft. Aus dem geflochtenen Chenilledraht lassen sich zum Beispiel durch Ankleben von Flügeln und Kopf Libellen und Schmetterlinge basteln. Der geflochtene, bunte Draht kann zu Buchstaben und Zahlen gebogen werden oder als Arme und Beine für gebastelte Figuren benutzt werden. In jedem Fall gibt es ein schnelles Erfolgserlebnis.
Da drei Chenilledrähte recht schnell geflochten sind und zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich eh noch viel Anleitung nötig ist, kannst du auf eine komplizierte Befestigung auch verzichten und die Drähte am Ende einfach für das Kind halten.
Bast
Bast ist etwas widerspenstiger, erleichtert das Flechten aber ebenso wie Chenilledraht durch seine Formstabilität. Zwar ist Bast flexibler als Draht, doch entsteht beim festen Überlegen immer ein Knick im Material, wo sich der Bast dann auch später wieder als erstes faltet. Selbst wenn sich also das Geflochtene wieder löst, weil ein Strang aus den Fingern rutscht, flutscht der Bast fast von selbst wieder in die ursprüngliche Form zurück, wenn das Kind die Stränge wieder aufnimmt. Bast gibt es ebenso wie Chenilledraht in vielen Farben und lässt sich geflochten auch ähnlich weiterverwenden.
Dicke Kordel und Seil
Wenn das Kind nun schon grundsätzlich verstanden hat, wie das Flechten funktioniert und sich über erste Ergebnisse freuen konnte, führen wir mit dickerer und damit leicht zu greifender Schnur eine neue Materialeigenschaft ein. Ebenso wir das eigentlich angestrebte Stickgarn erinnern sich Kordel und Seil nicht an ihre vorherige Form. Das bedeutet vor allem, dass man hier die Spannung in zwei Richtungen halten muss, zu sich hin, aber auch ein wenig nach außen. Die Spannung nach außen bestimmt nämlich, wie eng unser Flechtwerk geknüpft ist.
Aufgrund der Dicke ist Seil aber immer noch deutlich leichter zu greifen. Seile und Kordel aus Naturmaterial wie Sisal oder Hanf ist zudem griffiger als zum Beispiel Kletterseil und auch in allen Stärken erhältich.
Meiner Erfahrung nach reicht eine kurze Übungsphase mit der dickeren Kordel, ehe du zu Wolle und Stickgarn übergehen kannst. Überspringst du diesen Schritt, musst du allerdings damit rechnen, dass das auf Spannung halten zu größeren Schwierigkeiten bei den dünneren Fäden führt.
Befestigen kannst du die Seile ganz gut zwischen zwei zusammengeschobenen Tischen. Klemm einfach die zusammengeknoteten Seite so ein, dass der Knoten unter den Tischplatten ist und dann auf dem Tisch geflochten wird.
Stickgarn und Wolle
Kommen die Kinder nach den Vorübungen hier an, sollte es keine größeren Probleme mehr mit den dünneren Schnüren geben. Nebeneffekt ist, dass du schon einiges an Deko mit deiner Gruppe gebastelt hast. Bei Eltern oder deiner Lehrerin den Eindruck zu erwecken, dass du planvoll vorgehst, kann sicher auch nicht schaden. ?